Das Projekt "Enduring Partnership" ist eine Weiterentwicklung der Arbeiten "Die RaubkunstProjekte"
von honeylab/Gerald Grestenberger aus den Jahren 2000-2002.
In "Die RaubkunstProjekte" von honeylab stand die Auseinandersetzung mit dem Freiheitsbegriff
im Rahmen der Kunst als Markt- und Diskursfeld im Mittelpunkt.
Ausgangspunkt war der Künstler_innen-name in seiner möglichen Funktion als Logo und daraus
resultierender Kommunikationsstrukturen.
Das Interesse von honeylab bezog sich darauf, alternative Kommunikationsstrukturen in ihrer
Praxis zu überprüfen.
Potentielle Kommunikationspartner_innen wurden nach dem Prinzip der Verfügbarkeit des
Künstler_innen-namens als Domain in Kombination persönlicher künstlerischer Präferenzen
und Wertschätzung von uns ausgewählten.
Folgende Domains wurden von honeylab gekauft:
www.FranzWest.com, www.GeorginaStarr.com, www.GerwaldRockenschaub.com,
www.HeimoZobernig.com, www.JakeandDinosChapman.com,
www.KeithEdmier.com, www.MeretOppenheim.com, www.PhilippeParreno.com,
www.SylvieFleury.com, www.TimNobleandSueWebster.com, www.TonyOursler.com,
www.WimDelvoye.com.
In Folge wurde wurden die Netzseiten mit einer email Kontakt-Adresse in der Form
office@Künstler_innennamen.com versehen.
Anfragen in Bezug auf Ausstellungsbeteiligungen
etc. wurden dadurch an uns gesendet, und gemeinsam mit dem concept-paper der künstlerischen
Arbeit von honeylab die tatsächlichen Adressat_innen weitergeleitet.
Die Reaktionen durch die Künstler_innen bzw. die sie vertretenden Galerien fielen unterschiedlich
aus: neben dem Beschreiten des Rechtsweges, Gleichgültigkeit, sowie Angeboten die Domain
abzukaufen, ergaben sich Einladungen und Kooperationen (Generali Foundation, Heimo
Zobernig).
"Enduring Partnership" ist die Weiterbearbeitung der in "Die RaubkunstProjekte" begonnenen
Untersuchungen kommunikativer Strukturen und den damit einhergehenden Fragen alternativer
Umgehensweise "miteinander".
War bei "Die Raubkunstprojekte" die Fächerung auf 12 ausgesuchte Künstler_innen und die
damit einhergehenden differenten Reaktionen im Vordergrund, ist mit "Enduring Partnership " eine Fokussierung auf eine künstlerische Position - hier Heimo Zobernig - im Zentrum: Nach Ende der Ausstellung wird eine Schenkungsurkunde über die Domain
www.heimozobernig.com von Gerald Grestenberger d-g-v an Heimo Zobernig übergeben werden;
dieser "freundliche Akt" stellt eine der angestrebten Umgehensweisen "miteinander" dar.
"Enduring Partnership", installation view
Gerald Grestenberger schenkt also Heimo Zobernig die Domain heimozobernig.com "weil er ihn
so mag", wie es in der Ausstellung heißt.
"Hippiehafte Naivität?"
Nein, sicher nicht!
Wir wissen zwar um die historischen Gefahren der
Aufweichung von Idealen im Prozeß der Integration dieser Ideale in den gesamtgesellschaftlichen
Kontext,
wir wissen zwar um die Gefahren der Verflachung des ursprünglichen Veränderungspotentials
in der adaptierten "Realpolitik";
Aber!
Wir finden dennoch gewisse Werte, die in
der `Hippiebewegung´ sichtbar geworden sind
grundlegend bedeutsam genug, um in einer zukünftigen Gesellschaft nicht alleine theoretisch
(denn theoretisch werden sie quer durch viele gesellschaftliche Formen weltweit behauptet),
sondern praktisch fix verankert zu sein, und die deshalb jetzt & heute & hier wiederholt werden:
Werte wie `Liebe´, `Auf_einander achten´ und `Vertrauen´.
Um diese `Werte´ gesellschaftlich erlebbar zu machen, bedarf es eines Klimas, auf dem und
innerhalb dessen diese gedeihen können.
Was eignet sich dazu besser, als mit einer `Schenkung´ - also der Veräußerung eines `Gutes´
ohne damit einhergehender Verpflichtungen für die begüterte Person - zu beginnen.
Also mit einer der in den letzten Jahren vorherrschenden neoliberalen Logik entgegengesetzten
`ökonomischen´ Handlung, die - da sie keinen unmittelbaren pekuniären Zu-Gewinn bringt -
wohl eher als unverantwortlich naiver Akt betrachtet wird, hervorgegangen bestenfalls entweder
aus romantischer Verblendung oder, schlimmer noch, als Anzeichen grenzüberschreitender
Verrücktheit! Mit dem Naherücken der Schenkung an das Feld einer `pathologische Symptomatik´, mit dem Aufstellen einer Behauptung, ist die zweite Legitimationsschiene für das Einhalten
der neoliberalen Ordnung eröffnet: das Feld der diffusen - da nicht unmittelbaren,
sondern alleine behaupteten, interpretierten - persönlichen Gefährdung.
Die individuelle, spontane, und damit unkontrollierte Schenkung wirkt also als Gefährdung der
strukturalen Grundlagen einer ökonomischen Ordnung, welche auf der unmittelbaren Abschöpfung
von Gewinn basiert.
- Und wird deshalb in ihrer spontanen, individuellen und somit unkontrollierten Form mit einem
skeptisch scheelen Blick betrachtet, bzw. in Folge systemimmanent diffamiert und pathologisiert.
Als weitere system-ökonomische Reaktion darauf wird die Schenkung selbst integriert instrumentalisiert,
in die ökonomische Struktur ein-`geordnet´, und somit ihrer spontanen sowie individuellen
und damit auch potentiell unkontrollierten Anteile entledigt, die individuelle
Verfügungsmacht wird in einem allgemein-ökonomischen Kanon geregelt und damit beschnitten.
Im Sinne der Bedeutung von Selbstermächtigung und im Bemühen vorhandene Skepsis glaubhaft
zu überwinden will also "Enduring Partnership 01" exemplarisch tatsächlich `Liebe´,
`Auf_einander achten´ und `Vertrauen´als Werte featuren.
Die diesen Prozess möglicherweise begleitende Empfindung der `Peinlichkeit´ im Benennen
und Zeigen von Gefühlen in Zusammenhang mit einem dem Bereich der pekuniären Ökonomie
(auf die möglichen Verbindungen zu den Feldern einer libidinösen Ökonomie, emotionale Ökonomie,
etc. wird jetzt nicht weiter eingegangen, obgleich diese Verbindungen tatsächliche
Handlungsmotive und -abläufe beschreiben können) zugeschriebenem Akt, der Schenkung,
mag in einem ungeklärten Beziehungs- bzw. Relationsstatus von `schenkender´und `beschenkter
´ Person begründet sein, genauso wie erneut die internalisierte neoliberale Machtinstanz
in der eigenen Persönlichkeit repräsentieren.
gerald grestenberger d-g-v, 2008